Pressemitteilung


HIGHLIGHTS beim Gesundheitskongress des Westens 2020

Informationen für Medien zum Kongress

Hinweis zum Corona-Virus: Wir beobachten die Entwicklungen und treffen Schutzmaßnahmen wie von dem RKI empfohlen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird der Gesundheitskongress des Westens wie geplant stattfinden.

Köln, 28. Februar 2020 -

Der Gesundheitskongress des Westens 2020 findet unter dem Motto „Gemeinsam große Herausforderungen bewältigen!“ in Köln statt. Es ist die vierzehnte Auflage des jährlich ausgerichteten Kongresses. Der Gesundheitskongress des Westens ist der führende Kongress für Gesundheitspolitik und Gesund-heitswirtschaft im Westen Deutschlands. Auch 2020 erwarten wir wieder rund 1.000 Besucher – Klinikmanager, Ärzte, Verantwortliche aus Gesundheitspolitik, Gesundheitsunternehmen sowie von Kranken- und Rentenversicherung, aus Forschung und Wissenschaft.

In einer festlichen Eröffnungsveranstaltung sprechen die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, Henriette Reker, und der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.
 
Schwerpunktthema „Gemeinsam große Herausforderungen bewältigen!“

Wir nehmen daher seit einigen Jahren einen Trend wahr: Unternehmen, die eigentlich im Wettbewerb um Kunden miteinander stehen, tun sich partiell zusammen, um große Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Zum Beispiel bei Entwicklungskosten, die für einen Partner allein zu hoch sind. Oder man setzt gemeinsam Normen durch. Coopetition nennen Fachleute das. Und in der Gesundheitswirtschaft nimmt dieser Trend jetzt Fahrt auf. Ein Beispiel sind Kliniken in den USA: Dort ist Coopetition ein gängi-ges Modell, um regionale Versorgungsstrukturen zu verbessern. Wir wollen auf dem GdW diskutieren, was solche Ansätze in unserem Gesundheitswesen bewirken können. Bei den Entwicklungskosten für neue medizinische Technologien, bei der Durchsetzung von Interoperabilität digitaler Systeme wie der elektronischen Gesundheitsakte, bei der Schaffung Integrierter Versorgung, natürlich auch im Kranken-hausmarkt oder auch bei der Auswertung von Routinedaten der Kassen mit künstlicher Intelligenz. Das sind nur wenige Beispiele, aber sie zeigen schon: Wir werden im Gesundheitswesen künftig mehr Zusammenarbeit haben.

Ausgewählte Veranstaltungen zum Bereich „Gesundheitswesen“:

Gemeinsam große Herausforderungen bewältigen! (Eröffnungsveranstaltung am 10.03. um 09:30 Uhr) mit: Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Gerald Gaß, Präsident der Deut-schen Krankenhausgesellschaft, Martin Große-Kracht, Vorstand des Gesundheitsdienstleisters Ategris, Gloria Seibert, Gründerin und Geschäftsführerin des E-Health-Startups Temedica, Andreas Schlüter, Hauptgeschäftsführer der Knappschaft Kliniken, und - als Moderator - Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Lehr-stuhl für Gesundheitsökonomie und –management der Universität Bielefeld und Mitglied des Sachver-ständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen.

Pressekonferenz (10.03. um 11:45 Uhr) Dr. Gerald Gaß, Martin Große-Kracht, Gloria Seibert, Andreas Schlüter und Prof. Dr. Wolfgang Greiner zu der zuvor genannten Veranstaltung.

Patientenversorgung unter Risiko? Medizinprodukte & Medikamente nicht immer verfügbar? (10.03. um 14:45 Uhr) mit: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Leiter des Centrums für Krankenhaus-Management der Uni Münster, Martin Schröter, Geschäftsführer der Lenus GmbH, Gloria von Schorlemer, Justiziarin bei Pro Generika, Adelheid Jakobs-Schäfer, Generalbevollmächtigte der Sana Kliniken AG, Klaus Overdiek, Leiter der Landesvertretung NRW der DAK-Gesundheit, und - als Moderator - Anton J. Schmidt, Vorstandsvorsitzender der P.E.G.

Gesundheitsversorgung in der Fläche – Analysen und Perspektiven (10.03. um 14:45 Uhr) mit: Dr. Holger Seib, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Dr. Dirk Spelmeyer, 1. Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Dr. Frank Stollmann, Gruppenleiter Öffentliches Gesundheitswesen im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW, und Heiner Beckmann, NRW-Landesgeschäftsführer der Barmer.

Einheitliches Vergütungssystem in der ambulanten Versorgung für gesetzlich und privat Versicherte (10.03. um 16:30 Uhr) mit: Prof. Dr. Jürgen Wasem, Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen, Dr. Anke Walendzik, Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Volker Ulrich, Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre der Universität Bayreuth, Thomas Ballast, Stellv. Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse, Dr. Florian Reuther, Verbandsdirektor im Verband der Privaten Krankenversicherung, und Dr. Markus Stolaczyk, Leiter des Dezernats Gebührenordnung und Gesundheitsfinanzierung der Bundesärztekammer.

Medizinische Versorgung als Teamarbeit!? Delegation ärztlicher Leistungen als Herausforderung und Chance (11.03. um 09:00 Uhr) mit: Dr. Volker Schrage, 2. Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Dr. Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Astrid Stephan, Pflegedirektion der Uniklinik RWTH Aachen, und Prof. Dr. Karsten Scholz, Leiter der Rechtsabteilung der Bundesärztekammer.

Die Umsetzung des TSVG in Arztpraxen: Wie läuft es mit der Patientensteuerung? (11.03. um 11:00 Uhr) mit: Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement der Uni Bielefeld und Mitglied im Sachverständigenrat Gesundheit, Dr. Viola Lenz, Hausärztin aus Düs-seldorf, Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, Dr. Arno Theilmeier, Gastroente-rologe aus Mönchengladbach, und - als Moderator - Dr. Frank Bergmann, Vorsitzender der KV Nordrhein.

Aktuelles aus dem Gemeinsamen Bundesausschuss (11.03. um 12:45 Uhr) mit: Prof. Josef Hecken, Unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses, und - als Moderator - Ulf Fink, Sena-tor a. D. und Kongresspräsident.

Markt – Staat – Selbstverwaltung. Wer stellt die Weichen für die Zukunft? (11.03. um 13:45 Uhr) mit: Dr. Frank Bergmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Prof. Josef Hecken, Unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamer Bundesausschusses, Prof. Dr. Andrew Ullmann MdB, Mit-glied der FDP-Fraktion im Deutscher Bundestag, und Stephan Schneider, Senior Manager/Business Deve-lopment Public & Health bei Vodafone.

„Tear down this wall“ - Welche Konzepte zur Überwindung der Sektorengrenze taugen was? (11.03. um 15:30 Uhr) mit: Dr. Dirk Spelmeyer, 1. Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Heiner Beckmann, NRW-Landesgeschäftsführer der Barmer, Dr. Dirk Albrecht, Vorsitzender der Geschäftsführung der Contilia GmbH, Dr. Patricia Ex, Geschäftsführerin des Bundesverbands Managed Care, und - als Moderator - Dr. Michael Schwarzenau, Hauptgeschäftsführer der Ärztekammer Westfalen-Lippe.


Schwerpunktthema „Krankenhäuser“

Der Protest war gewaltig, als im Juni der Kreistag die Schließung des Marienhospitals im Iserlohner Stadtteil Letmathe auf die Tagesordnung nahm: Zwei Tage vor der Abstimmung übergaben Kranken-hausmitarbeiter eine Beschwerde mit 17.647 Unterschriften an Landrat Thomas Gemke. Darüber hinaus hatten sie weitere 3.000 Online-Petenten im Internet mobilisiert. Nicht eben wenig Widerstand, wenn man bedenkt, dass Letmathe gerade einmal rund 25.000 Einwohner hat. Nach einer Schließung des Hospitals sei die „Grundversorgung in der Umgebung stark gefährdet“, erläuterte ein Letmather Lokal-politiker die Bedenken einer überwältigenden Majorität seiner Mitbürger.
Der Märkische Kreis hat hingegen ermittelt, dass es im Umkreis von 21 Kilometern um das Marien-hospital 16 Krankenhäuser gibt. Er verweist auf einen Verlust von 1,8 Millionen Euro, den das Haus im Jahr 2019 zu erwarten habe – und anstehende Investitionen von 5,2 Millionen für Brandschutzmaß-nahmen, die kaum zu finanzieren seien. Die Einnahmen würden absehbar noch weiter schrumpfen: Im-mer mehr OPs würden ambulant erfolgen. In der reformierten Notfallversorgung werde die Klinik zudem künftig nicht mehr berücksichtigt, müsse deshalb Abschläge zahlen und werde auf viele der rund 30 Prozent ihrer Patienten verzichten müssen, die bisher als Notfälle aufgenommen würden.
Diese Situation ist typisch für kleine Krankenhäuser in ganz Deutschland. In Nordrhein-Westfalen ist die Situation jedoch aufgrund des starken Überangebots besonders dramatisch. Wo viele Menschen le-ben, muss es zwar auch viele Krankenhäuser geben, aber vergleicht man NRW und die Niederlande, die beide eine sehr hohe, nahezu identische Bevölkerungsdichte haben, dann fällt auf: Die Krankenhaus-dichte liegt in NRW mehr als dreimal so hoch wie in den Niederlanden. Nicht immer gut für die Qualität der Versorgung: Gerade kleine Krankenhäuser sind mit der Komplexität und Vielfalt medizinischer Me-thoden oft überfordert.
Krankenhausexperten sehen allerdings auch Alternativen zu Schließungen: Eine Untersuchung des RWI hat ergeben, dass kleine Krankenhäuser mit weniger als 150 Betten eine um durchschnittlich 6,2 Prozentpunkte höhere Profitabilität aufweisen, wenn sie hochgradig spezialisiert sind. Bei mittlerer Spe-zialisierung waren es immerhin noch 3,5 Prozentpunkte Unterschied.
Eine andere Alternative ist die Umwandlung von Krankenhäusern in sogenannte „regionale Pflege-kompetenzzentren“. Das erste seiner Art in Deutschlands arbeitet seit einigen Wochen in den Landkrei-sen Emsland und Grafschaft Bentheim. Es ist zunächst vor allem ein Netzwerk: Die speziell dafür geschul-ten Case-Managerinnen kümmern sich um Pflegebedürftige und koordinieren deren kontinuierliche Ver-sorgung mittels einer digitalen Plattform, in der sich Leistungserbringer aus der Pflege vernetzt haben. Sie beraten Betroffene, organisieren Pflegeleistungen nach einer Krankenhausentlassung, veranlassen die Einstufung in Pflegegrade oder stellen professionellen Ersatz bei Ausfall pflegender Familienange-höriger. Vor allem helfen sie oft dort, wo Pflegebedürftige  - wegen eines Wechsels von einem Sektor des Gesundheitswesens in einen anderen - plötzlich allein dastehen.
Das Modell weckt hohe Erwartungen aber vor allem auch deshalb, weil es problematischen demogra-fischen Trends entgegen wirkt: Seit langem schon verlagert sich der Bedarf im Gesundheitswesen vom einst dominanten Akutbereich auf die Versorgung von chronisch und multimorbid Erkrankten, beson-ders mit wachsendem geriatrischem Anforderungen. Wer jung ist kommt wegen, vor allem minimalinva-siver Eingriffe, immer schneller aus dem Krankenhaus, während steigende Lebenserwartung immer mehr Ältere hineinbringt. Etwa die Hälfte der Patienten in Allgemeinkrankenhäusern ist heute älter als 60 Jahre, über zwölf Prozent von ihnen sind von einer Demenzerkrankung betroffen. Zugleich ziehen junge Menschen vom Land in die Stadt. Viele Krankenhäuser in ländlichen Regionen haben deshalb zuneh-mend Auslastungsprobleme. Wo es dann zu Krankenhausschließungen kommt, verschlechtert sich vor allem die Versorgungssituation älterer, multimorbider und pflegebedürftiger Menschen.
Das Konzept sieht deshalb auch vor, unrentable Krankenhäuser im ländlichen Raum in Pflegekompe-tenzzentren für ambulante und stationäre Versorgung Pflegebedürftiger umzuwandeln. Auch Ärzte, Zahnärzte, Apotheken, Therapeuten oder Selbsthilfegruppen sollen dort ihre Dienste anbieten können. Pflegekompetenzzentren könnten daher auch helfen, den notwendigen Strukturwandel im Kranken-haussektor zu unterstützen.
Der Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss fördert das Projekt in Niedersachsen auf vier Jahre mit dem höchstmöglichen Betrag von insgesamt zehn Millionen Euro.
Beim Gesundheitskongresss des Westens wird aber auch ein neuer Trend im Krankenhausbau vorge-stellt: das „Healing Hospital“. Im Healing Hospital wird bereits in der Bauplanung berücksichtigt, dass der Patient sich später möglichst wohl fühlt und schnell – und damit auch Kosten sparend – erholt. Patienten können Raumtemperatur und -belüftung selbst regeln. Sogenannte zirkadiane Beleuchtung passt die Lichtverhältnisse an den Biorhythmus und das Schlafbedürfnis der Patienten an. Piepsende Geräte am Krankenbett gibt es nicht mehr. Das Personal darin geschult, Lärmbelästigung zu reduzieren. In der Ausbildung wird dem Personal auch ein ungewohntes Patientenbild beigebracht: Die Kranken-hausmitarbeiter sollen verstehen, dass sie von den Patienten eingeladen werden, an einer sehr stressigen Lebensphase teilzunehmen – und nicht etwa umgekehrt.

Ausgewählte Veranstaltungen zum Thema „Krankenhäuser“:

Klinikschließungen: Fehler oder Weitsicht? (11.03. um 09:00 Uhr) mit: Prof. Dr. Boris Augurzky, Leiter des Kompetenzbereichs „Gesundheit“ im RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, PD Dr. Alexander Geissler, Lehrstuhl für Management im Gesundheitswesen der School of Medicine Universität St. Gallen/Schweiz, Thomas Gemke, Landrat des Märkischen Kreises, Matthias Mohrmann, Mitglied des Vorstandes der AOK Rhein-land-Hamburg, Helmut Watzlawik, Abteilungsleiter für Gesundheit im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, und - als Moderator - Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Lehrstuhl für Gesund-heitsökonomie und Gesundheitsmanagement der Uni Bielefeld und Mitglied im Sachverständigenrat Gesundheit.

Healing Hospital (11.03. um 11:00 Uhr) mit: Prof. Bernd H. Mühlbauer, Professor für Betriebswirt-schaftslehre Schwerpunkt "Management im Gesundheitswesen" an der Westfälischen Hochschule, Julian Weyer, Partner und Architekt bei C.F. Møller Danmark A/S, Günter Hohensee, Business Marketing Mana-ger VitalMinds der Philips GmbH, Dr. Marc Achilles, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Anäs-thesiologie und Intensivmedizin im Marien-Hospital Wesel, Daniel Imdahl, Leitung Vertrieb Patienten- und Mitarbeiterverpflegung der procuratio GmbH, und Kilian Dieckhoff, Gesellschafter der Karl Dieckhoff GmbH & Co. KG.

Pflegekompetenz-Zentren - Antwort auf Klinikschließungen und Sicherstellung einer flächende-ckenden Pflege-Versorgung (11.03. um 11:00 Uhr) mit: Matthias Blum, Geschäftsführer der Kranken-hausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Thomas Klie, Gerontologe der Evangelischen Hochschule Freiburg, Thomas Nerlinger, Geschäftsführer der Gesundheitsregion Euregio und Projektleiter des Regionalen Pflegekompetenzzentrums Nordhorn, und Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK Gesundheit.

Welche Krankenhäuser rechnen sich? (11.03. um 15:30 Uhr) mit: Prof. Dr. Boris Augurzky, Leiter des Kompetenzbereichs „Gesundheit" im RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Prof. Dr. Thomas Mansky, ehem. Leiter des Fachgebiets Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswe-sen der TU Berlin, Stephan Buttgereit, IT-Koordinator der PVS holding GmbH, Stefan Aust, Hauptgeschäftsführer des Klinikums Westfalen, Michael Gabler, Direktor Firmenkunden der Deutschen Apotheker- und Ärztebank, Birgit Huber, Geschäftsführerin des DRK-Krankenhauses Clementinenhaus, und Sascha Klein, Geschäftsführer des Klinikums Oberberg.


Schwerpunktthema „Digitalisierung"

Noch beklagen Studien immer wieder, bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens liege Deutschland weit hinter vielen anderen Ländern. Doch das könnte sich bald ändern. Denn mit steigender Verfügbar-keit erkennbar nützlicher Anwendungsbeispiele nimmt nicht nur die Verbreitung immer schneller zu, sondern Organisationen im Gesundheitswesen fördern digitale Technologien neuerdings auch massiv.
Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, macht sich für Digitalisie-rung stark. Sie betont, die fortschreitende Digitalisierung werde nachhaltig zur Sicherheit von Patienten beitragen. Trotz großer Fortschritte komme es immer noch zu schwerwiegenden, teils tödlichen Ereignis-sen bei stationärer und ambulanter Behandlung infolge von Behandlungsfehlern. Digitalisierung könne dieses Risiko reduzieren. Vor diesem Hintergrund verwundere es nicht, dass nicht weniger als 75 Pro-zent der Patienten eine Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung befürworten.
Die nimmt bei den Leistungserbringern unterdessen Fahrt auf: Das deutsch-französische Start-up „Doctolib“ wird nur sieben Jahre nach seiner Gründung bereits von 2.000 MVZs und Kliniken sowie 115.000 Ärzten in beiden Ländern genutzt, um Termine mit Patienten zu vereinbaren. Dies geschieht online, zum Beispiel via Smartphone-App. Das Personal in Klinik und Praxis wird zeitlich stark entlastet, da der Patient in der Regel nur mit dem digitalen System kommuniziert. Weil die Nutzung so rapide zunimmt, wird der Wert des Unternehmens von Experten bereits auf eine Milliarde Euro veranschlagt.
Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank geht mit ihrem Projekt „Zahnarztpraxis der Zukunft“ weit über die Terminvergaben hinaus: Zahnärzte können künftig eine hochmoderne, maximal digitalisierte Praxis pachten. Administrative Serviceleistungen sind ausgelagert, alle anderen Arbeitsprozesse voll digitalisiert. Die Mediziner können sich somit ganz ihrer Kernkompetenz widmen – der zahnärztlichen Behandlung. Das Konzept geht davon aus, dass das vor allem den Wünschen junger Ärzte entgegen kommt. Digitalisierung ist dabei zentraler Faktor. Die erste „Zahnarztpraxis der Zukunft“ ging kürzlich in Betrieb.
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe richtet gegenwärtig eine digitalisierte Demonstrati-onspraxis ein, in der sich ihre Mitglieder, also niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten, digitale Anwendungen vor Ort ansehen können. Mediziner können hier den Mehrwert der Digitalisierung erfah-ren und Beispielprodukte der verschiedenen Kategorien testen: von Praxisverwaltungssystemen über Telemonitoring, Televisite und Telekonsil bis hin zu digitalen Anamnesebögen und digitalen Befundun-gen.
Der Einsatz von Robotik in der Chirurgie nimmt auch hierzulande Fahrt auf. Der Operateur bekommt das Operationsfeld mittels Videotechnik angezeigt. Operationen können aufgezeichnet und nachträglich mit dem Team noch einmal analysiert werden. Weniger erfahrene Operateure können einen Eingriff zu-nächst über eine Bedienkonsole beginnen. In komplexen Situationen kann ein erfahrener Kollege von einer zweiten Konsole aus unterstützen.
Das steigert nachweislich die Qualität: In einer Hamburger Klinik, in der das roboterassistierende OP-Systems da Vinci eingesetzt und zugleich ein sehr intensives Qualitätsmanagement betrieben wird, bleibt bei 93,5 Prozent der Operationen von Prostatakrebs die volle Kontinenz erhalten – während der Durchschnitt deutscher Kliniken nur bei 56,7 Prozent liegt. Während im Bundesdurchschnitt bei 75,5 Prozent der Operationen mit einer verbleibenden schweren erektilen Dysfunktion zu rechnen ist, sind es in der Hamburger Klinik nur 34,7 Prozent der Fälle.


Ausgewählte Veranstaltungen zum Thema „Digitalisierung“:

Das lernende Gesundheitssystem – Klinik und Praxis digitalisiert (10.03. um 12:00 Uhr) mit: Thomas Müller, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Daniel Zehnich, Bereichs-leiter Gesundheitsmärkte und -politik der Deutsche Apotheker- und Ärztebank, Dr. Ruth Hecker, Vorsit-zende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, und Dr. Ilias Tsimpoulis, Geschäftsführer Deutschland der Doctolib GmbH.

Mit intelligenten Algorithmen Transparenz im Krankenhauswesen schaffen. Künstliche Intelligenz und Big Data (10.03. um 14:45 Uhr) mit: Prof. Dr. Holger Holthusen, Medizinischer Direktor der Knapp-schaft Kliniken, Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland-Hamburg, Dr. Timo Pau-lus, Director Innovation und Business Development DACH bei Philips Research, Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Eck-hard Nagel, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften Universität Bayreuth, Patrick Scheidt, Geschäftsführer der Elsevier GmbH, und - als Moderator- Dr. Martin Siess, Vorstand der Universitätsmedizin Göttingen.

Pharma meets Versorgung: Gute Daten, gute Versorgung! (10.03 um 16:30 Uhr) mit: Prof. Dr. Sylvia Thun, Director Core Unit eHealth and Interoperability am Berliner Institut für Gesundheitsforschung, Lutz Stroppe, Staatssekretär a. D. und Mitglied im Gründungsausschuss "Virtuelles Krankenhaus NRW", Dirk Ruiss, Leiter der NRW-Landesvertretung des Verbands der Ersatzkassen, und - als Moderator - Prof. Dr. Tobias D. Gantner, Geschäftsführer der HealthCare Futurists GmbH.

Chancen und Grenzen der digitalen Transformation im Krankenhaus: Wie lässt sich Digitalisierung finanzieren? (10.03. um 16:30 Uhr) mit: Anke Diehl, Digital-Change-Managerin der Universitätsmedizin Essen, Christian Klose, Unterabteilungsleiter gematik/Telematikinfrastruktur/eHealth im Bundesministe-rium für Gesundheit, Peter Vullinghs, Vorsitzender der Geschäftsführung der Philips GmbH, Dr. Nicolas Krämer, Geschäftsführer der Rheinland Klinikum Neuss GmbH, Michael Franz, Head of Brand Communica-tion der CompuGroup Medical SE, Günter van Aalst, Chief Strategy Officer und Sprecher des Innovationszentrums Digitale Medizin des Universitätsklinikums Aachen, und Jürgen Möller, Geschäftsführer der PVS Berlin-Brandenburg-Hamburg.

Teamwork im OP – wie kann man das erreichen? (11.03. um 13:45 Uhr) mit: Dirk Barten, Geschäfts-führer der Intuitive Surgical Deutschland GmbH, PD Dr. Burkhard Stoffels, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Bonn, Dr. Manuel Heurich, Gründer und Geschäftsführer der BinDoc GmbH, Dr. Burkhard Beyer, Oberarzt der Martini-Klinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, und Jared Sebhatu, CEO der digital health transformation eG.

Schwerpunktthema „Personal“


Als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im vergangenen Jahr die Finanzierung von 13.000 Alten-pflege- und praktisch unbegrenzt vielen Krankenhauspflegestellen verkündete, klang es verheißungs-voll: "Ab dem 01.01.2019 können Krankenhäuser und stationäre Pflegeeinrichtungen neues Pflegeper-sonal einstellen.“ Was nicht klar war: Das Problem ist nicht das Geld. Es ist fast niemand da, der einge-stellt werden möchte.
Von den 13.000 Altenpflegestellen waren nach einem halben Jahr, bis Mitte Juli, erst 300 tatsächlich beantragt und bewilligt worden, wie die Bundesregierung in einer Bundestagsanfrage einräumen musste.
In der Krankenpflege ist die Situation kaum anders. Dort kommt noch hinzu, dass die ebenfalls zum Jahresbeginn eingeführten Pflegepersonaluntergrenzen in besonders pflegeintensiven Klinikabteilun-gen den Personalmangel verschärfen. Mehr als ein Drittel aller Krankenhäuser, nämlich 37 Prozent,  mussten bereits Betten ihrer Intensivstation zweitweise schließen, weil die neuen Vorgaben nicht erfüllt werden konnten. Und 29 Prozent der Kliniken mussten schon ganze Bereiche der Notfallversorgung bei den Leitstellen vorübergehend abmelden.
Nicht jede Klinik kann solche Einnahmeausfälle einfach wegstecken. Immer wieder werden Vorwürfe laut, Kliniken schlössen unterbesetzte Abteilungen aus wirtschaftlichen Gründen nicht. In einem hessi-schen Uniklinikum wandten sich Mitarbeiter mit solchen Vorwürfen bereits an Medien. Und in Schleswig-Holstein werde die vorgeschriebene personelle Besetzung in durchschnittlich 10 Prozent der Arbeits-schichten unterschritten, erbrachte eine Anfrage im Landtag. Der Spitzenwert lag dort sogar bei 17 Prozent.
In ihrer Not werben sich viele Kliniken bereits gegenseitig Pflegekräfte ab, berichten Insider. Es würden bereits Kopfprämien von mehreren Tausend Euro gezahlt, heißt es.
Auf einen möglicherweise noch fataleren Fehlanreiz der neuen Vorschriften wies nicht nur der GKV-Spitzenverband hin: Da die Pflegekosten künftig aus den Fallpauschalen herausgenommen werden, da-mit Kliniken daran nicht mehr sparen, macht es für sie wieder Sinn, „Pflegekräfte nicht nur für die Kran-kenpflege, sondern auch wieder als Reinigungskräfte oder für die Essensausgabe einzusetzen.“

Ausgewählte Veranstaltungen zum Thema „Personal“:

Pflegenotstand und Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (10.03. um 12:00 Uhr) mit: Staatssekretär An-dreas Westerfellhaus, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung, Saskia Leicht, Verbundcontrolling Konzernberichtswesen der Knappschaft Kliniken, Vera Lux, Managementberatung Pflege und Health Care, und Prof. Dr. Sven Dieterich, Vizepräsident Studium und Lehre der Hochschule für Gesundheit.

Medizin und Work-Life-Balance – Geht das zusammen? (10.03. um 12:00 Uhr) mit: Constanze Czimmeck, Bundeskoordinatorin für Gesundheitspolitik der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland, Dr. Sabine Wagner, Bezirksstellenvorsitzende Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfa-len-Lippe, Wolf J. Reuter, Fachanwalt für Arbeitsrecht und Partner in der Beiten Burkhardt Rechtsanwaltsgesellschaft.

Pflegerischer Fachkräftemangel und Integration von ausländischen Arbeitskräften in den Klinikalltag (11.03. um 13:45 Uhr) mit: Matthias Dieckerhoff, Pflegedirektor der Knappschaft Kliniken GmbH, Dietmar Mantel, Geschäftsführer der Medical Bridge Germany GmbH, und Thorsten Kiefer, Geschäftsführer der Deutschen Fachkräfteagentur für Gesundheits-und Pflegeberufe.


Reha-Dialog

Der Reha-Dialog ist ein eigenes Veranstaltungsformat für Träger und Mitarbeiter von Reha-Einrichtungen beim Gesundheitskongress des Westens.
Der Grundsatz „Reha vor Pflege“ ist von bestechender Überzeugungskraft: Bevor ein Patient zum Pflege-fall wird, muss seine Rehabilitation versucht werden. Nicht nur, weil es ethisch angezeigt ist, auch weil es lohnt: Untersuchungen zeigen, dass die Kosten einer erfolgreichen Reha-Maßnahme sich nach kurzer Zeit schon amortisieren, wenn die Pflegebedürftigkeit hinausgezögert werden kann und Pflegekosten dadurch vermieden werden.
Gleiches gilt für den Grundsatz „Reha vor Rente“: Die Deutsche Rentenversicherung hat ermittelt, dass sich eine durchschnittliche Reha bereits dann rechnet, wenn eine Erwerbsminderung gerade nur um rund vier Monate hinausgeschoben werden kann. Tatsächlich bewirkt eine Reha aber bei 73 Prozent der erwerbstätigen Rehabilitanden, dass sie für mindestens zwei Jahre wieder in den Beruf zurückkehren können.
Eindeutige Daten, aber trotzdem mussten die stationären deutschen Reha-Einrichtungen in den Jah-ren zwischen 2000 und 2017 rund 13 Prozent der Betten abbauen. Einer der Gründe: Der Anteil der Reha an den Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung hat seit dem Jahr 2000 kontinuierlich abgenommen – und sich von 2,0 Prozent auf nur noch 1,0 Prozent im Jahr 2018 verringert. Von den Reha-Anträgen, die keine Anschluss-Reha an einen Krankenhausaufenthalt sind, werde fast jeder zweite abgelehnt, kritisiert der Bundesverband Deutscher Privatkliniken.
Grund dafür sind finanzielle Fehlanreize, beklagen Reha-Experten: Lehnt eine Krankenkasse Reha-Maßnahmen ab, fallen die viel höheren Kosten für Pflege oder Erwerbsminderungsrenten bei anderen Sozialversicherungsträgern an – etwa bei der Deutschen Rentenversicherung.
Das Bundeskabinett hat Mitte des Monats den Entwurf des Intensivpflege- und Rehabilitationsstär-kungsgesetz beschlossen, das deutliche Verbesserungen anstrebt. So soll die Bedarfsprüfung durch Krankenkassen etwa künftig in der geriatrischen Reha entfallen, wenn diese durch den Arzt verordnet wurde. Wenn sich das bewährt, könnte das der Anfang von Ende der Bedarfsprüfung sein – wenn damit auch das andere „Damoklesschwert“, die europaweite Ausschreibung vom Tisch käme. Der Gemeinsame Bundesauschuss wird zumindest schon aufgefordert, künftige Regelungen zu definieren, wann eine An-schlussrehabilitation ohne vorherige Überprüfung durch die Kassen durchgeführt werden kann.

Veranstaltungen des Reha-Dialogs:

Fachkräftemangel: Kann Reha die Strukturvorgaben erfüllen? (10.03. um 12:00 Uhr) mit: Dr. Ursula Becker, Geschäftsführende Gesellschafterin der Dr. Becker Unternehmensgruppe, Prof. Dr. Matthias Köhler, Geschäftsführer Medizin der VAMED Kliniken Deutschland GmbH, Andreas Petermann, Dezernatsleitung der Deutschen Rentenversicherung Bund, Thorsten Kiefer, Geschäftsführer der Deutschen Fachkräfteagentur für Gesundheits-und Pflegeberufe GmbH, und und - als Moderator - Thomas Bublitz, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Privatkliniken.

Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz (IPREG): Welche Kriterien entscheiden über eine bedarfsgerechte Reha-Versorgung? (10.03. um 14:45 Uhr) mit: Dr. Edmund Heller, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Monika Kücking, Leiterin der Abteilung Gesundheit beim GKV-Spitzenverband, Dr. Katharina Nebel, Geschäftsführende Gesellschafterin der Privaten Kliniken Dr. Dr. med. Nebel, und - als Moderator - Joachim Stapper-Müer, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Privatkliniken.

Leistungsgerechte Vergütung: Rehabilitationseinrichtungen müssen wettbewerbsfähig bleiben (10.03. um 16:30 Uhr) mit: Thomas Keck, Erster Direktor der Deutschen Rentenversicherung Westfalen, Oliver Blatt, Leiter der Abteilung Gesundheit beim Verband der Ersatzkassen, Agnes Zimolong, Geschäftsführerin der aktiva - Beratung im Gesundheitswesen, Susanne Leciejewski, Geschäftsführerin der Celenus-Kliniken GmbH, und - als Moderator - Thomas Bublitz, Hauptgeschäftsführer des Bundesver-bands Deutscher Privatkliniken.

 
WEITERE HINTERGRUNDINFORMATION ZUM KONGRESS

Weitere ausführliche Hinweise zu vielen Veranstaltungen des Kongresses finden Sie in unseren Newslettern aus den vergangenen Wochen unter:

https://www.gesundheitskongress-des-westens.de/newsletter/

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