
Highlights – ausgewÄhlte Veranstaltungen beim Gesundheitskongress des Westens 2010 am 10. und 11. März in Essen (Stand 8. 3.)
Eröffnungsveranstaltung, Mittwoch, 9.30 Uhr:
„Gesundheit und Kommunikation - diese Schlagworte beleuchten nicht nur das Geheimnis eines guten Kongresses“, sagt Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP), stellvertretender Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens und Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie in seiner Eröffnungsrede: „Die Beteiligten zusammen bringen, miteinander reden, Kontakte knüpfen. Wenn Kommunikation gelingen soll, braucht sie vor allem dauerhafte Strukturen, die Vernetzungen in einer Region schaffen. In Nordrhein-Westfalen schließen wir diese Lücke mit dem Gesundheitscampus. Dort wollen wir die Kräfte der Gesundheitswirtschaft bündeln - und einen Knotenpunkt schaffen für die Vernetzung vieler europäischer Gesundheits- und Technologieinstitute.“ Minister Pinkwart ist sich sicher: „Der Campus ist ein wichtiger Meilenstein, um NRW als führende Gesundheitsregion zu etablieren.“
Im Anschluss an die Begrüßung durch Kongresspräsident Ulf Fink, Senator a.D., und die Rede des Ministers erläutert Daniel Bahr (FDP), parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesgesundheitsminister, die Neuorientierung in der Bundesgesundheitspolitik: Die Bundesregierung müsse Struktur und Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung auf den Prüfstand stellen, um sicherzustellen, dass auch künftig alle medizinisch notwendigen Leistungen bezahlbar blieben. Denn steigende Lohnzusatzkosten verteuerten die Arbeit und erschwerten Wachstum und Beschäftigung. „Wer wirklich will, dass künftige Ausgabensteigerungen im Gesundheitswesen nicht automatisch zu Lasten des Faktors Arbeit gehen, muss zu einer weitgehenden Entkopplung der Gesundheitskosten von den Lohnzusatzkosten kommen.“ Deshalb sei es auch richtig, den Arbeitgeberanteil festzuschreiben. „Nicht zur Entlastung der Arbeitgeber – sondern zur Sicherung von Wachstum und Beschäftigung.“ Wie auch immer die künftige Finanzierung aussehe - der soziale Ausgleich bleibe erhalten, betont Bahr. Dieser sei aber im Steuer- und Transfersystem besser aufgehoben als in der gesetzlichen Krankenversicherung. Zudem weist er darauf hin, dass das Gesundheitsministerium den Wettbewerb zwischen den Krankenkassen stärken und ihnen dafür wieder mehr Spielraum einräumen wolle, um Verträge besser gestalten und regionalen Besonderheiten Rechnung tragen zu können. „Der Weg in die Einheitskasse ist hier nicht zielführend.“
Mit Bahr und Pinkwart diskutiert Prof. Dr. Bert Rürup, ehemaliger Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Rat der Wirtschaftsweisen“).
Mittwoch, 12 Uhr:
„Zukunft des Gesundheitsfonds und des Morbi-RSA - Auswirkungen auf Kostenträger und Vertragsärzte“
„Der morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich hat sich grundsätzlich als leistungsfähig erwiesen“, sagt Prof. Dr. Jürgen Wasem von der Universität Duisburg/Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, der in die Veranstaltung einführt und moderiert. „Seine Weiterentwicklung muss daher behutsam und mit Sachverstand erfolgen.“ Das erste Statement zum Thema kommt von der früheren Gesundheitsministerin Nordrhein-Westfalens, Birgit Fischer (SPD), die seit dem 1. Januar an der Spitze der größten gesetzlichen Krankenkasse steht (Barmer GEK). Die gebürtige Bochumerin trifft in der Podiumsdiskussion unter anderem auf Jens Spahn, den neuen gesundheitspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, was eine spannende und kontroverse Debatte verheißt. Mit ihnen diskutieren werden Theo Giehler Vorstand des BKK Landesverbandes NRW,
Dr. Dirk Göpffarth, Referatsleiter im Bundesversicherungsamt, und Dr. Thomas Kriedel, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe.
Mittwoch, 12 Uhr:
„Kreativwirtschaft trifft Gesundheitswirtschaft: Neue Strategien und Neue Märkte“
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) präsentiert in dieser Veranstaltung exklusiv eine erste Studie zu den Chancen einer engeren Zusammenarbeit zwischen der Gesundheits- und der Kreativwirtschaft. Die beiden Branchen gehören zu den Wirtschaftszweigen mit besonders vielen Arbeitsplätzen in Deutschland - allein der Gesundheitssektor beschäftigt rund fünf Millionen Menschen. Beide Branchen verfügen schon für sich genommen über erhebliches Wachstumspotenzial. Andrea Weinert, Leiterin des Arbeitsstabs Gesundheitswirtschaft im BMWi, möchte die Branchen aber nicht mehr nur isoliert betrachten, sondern auf die Chancen einer besseren Zusammenarbeit aufmerksam machen und sie zur öffentlichen Diskussion stellen. Das Ministerium hat das Institut Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen beauftragt, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Gesundheitswirtschaft und Kreativwirtschaft zu untersuchen. Die Studie analysiert Schnittstellen, mögliche Synergien und ihre Vorteile. Studienleiter Stephan von Bandemer erläutert die Ergebnisse. An der Podiumsdiskussion beteiligen sich Christoph Backes, Geschäftsführer von „Ideenlotsen“, Hans Adolf Müller, Leiter des Gesundheitsmanagements der Knappschaft, und Ludolf Schmitz, Geschäftsführer Schmitz u. Söhne GmbH & Co. KG. Kma-Chefredakteurin Ingrid Mühlnikel moderiert die Veranstaltung.
Mittwoch, 15 Uhr:
„Fehlender medizinischer Nachwuchs: Zur Zukunft des Medizinerberufes“
Noch gibt es ausreichend Medizinstudenten, aber immer weniger von ihnen arbeiten nach dem Studium als Ärzte im Krankenhaus – viele ergreifen andere Berufe. Woran liegt das und was lässt sich gegen diesen Trend tun? Prof. Dr. Eckhart G. Hahn, Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Witten-Herdecke, wird in einem Vortrag erläutern, wie man den Nachwuchs durch eine strukturierte ärztliche Aus- und Weiterbildung fördern und binden kann.
Rudolf Henke MdB, 1. Vorsitzender des Marburger Bundes sieht die Lösung vor allem in attraktiveren Arbeitsplätzen. Er ist davon überzeugt, dass eine bloße Erhöhung der Anfängerzahlen im Medizinstudium den Ärztemangel in den Krankenhäusern nicht beseitigen kann. Er fordert vielmehr bessere Arbeitsbedingungen und Einkommen und eine wesentlich bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der ärztlichen Arbeit. „Bei 5000 unbesetzten Arztstellen müssen auch die kommunalen Arbeitgeber begreifen, dass die Zeit der Zumutungen vorbei ist“, sagte Henke jüngst vor den Tarifverhandlungen.
Mit Statements nehmen an der anschließenden Podiumsdiskussion teil: Dr. Regina Klakow-Franck, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Bundesärztekammer, und Jan Stanslowski, Mitglied des Vorstandes der Sana Kliniken aG. Moderieren wird Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Ärztlicher Direktor am Unfallkrankenhaus Berlin.
Mittwoch, 15 Uhr:
„Mehr Effizienz im Unternehmen Krankenhaus durch IT und Prozessoptimierung“
„Die zunehmende Patientensouveränität zwingt die Krankenhäuser zum Umdenken", sagt Gesundheitswirtschaftsexperte Prof. Heinz Lohmann, Gesellschafter der WISO Hanse Management GmbH, der diese Veranstaltung moderiert. "Qualität und Wirtschaftlichkeit müssen in Zukunft gleichermaßen realisiert werden.“ Viele Häuser könnten effizienter sein, wenn sie Prozesse optimieren und moderne Informationstechnologie richtig einsetzen würden. "Es ist wichtig für Krankenhäuser, Industrie- und Serviceunternehmen als Systempartner zu gewinnen", so Lohmann. „Gemeinsam ist es leichter, gute Medizin zu machen.“ Die Medizinexperten müssten sich auf exzellente Diagnostik und Therapie konzentrieren. Den Rest könnten andere besser erledigen.
Bodo Ebens, Leiter des Unternehmensbereichs Prozessmanagement & Strukturplanung der VANGUARD AG, fragt in seinem Vortrag, ob und wie sich Innovations- und Investitionsfähigkeit durch Prozessoptimierung steigern lassen. Mit der grundsätzlichen Frage, ob man überhaupt moderne Informationstechnologien auf humane Dienstleistungen übertragen kann, beschäftigt sich Tobias Stracke, Produktmanager der CoM.MeD GmbH, in seinem Beitrag „Alter Wein in neuem Fluss – Dynamik für Abläufe mit CoM.FloW“ - um dies dann deutlich zu bejahen. Axel Fromm, MBA, Senior Business Consultant bei T-Systems International GmbH, spricht über die digitale Archivierung von Gesundheitsdaten.
Mittwoch, 15 Uhr:
„Gesundheit von Migranten“ – Symposium der KV Westfalen-Lippe
Viele Ärzte spüren eine deutliche Zunahme der Zahl älterer und kränkerer Patienten mit Migrationshintergrund. Die einst angeworbenen „Gastarbeiter“ haben das Rentenalter erreicht. Zu deren gesundheitlichen Problemen kommen nicht selten kulturelle Versorgungsbarrieren und Compliance-Hemmnisse. Wie ist es etwa mit der Medikamenteneinnahme während des Ramadan zu halten? Dies ist nur ein kleines Beispiel für vielerlei Probleme, die zu einer schlechteren Versorgung von Patienten mit Migrationshintergrund führen können.
Der Dortmunder Arzt für Innere Medizin, Dr. Ibrahim Güngör, ist in der Praxis sehr gut mit diesen Themen vertraut und will mit seinem Vortrag helfen, die Hintergründe besser zu verstehen und zeigen, wie mit den interkulturellen Herausforderungen im Versorgungsalltag besser umgegangen werden kann. Etwa durch mehr Wissen um religiöse Vorschriften und Alltagsvorgaben.
Dr. Ulrich Thamer, 1. Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), wird in das Thema einführen und moderieren. Die KVWL will auf dieses Thema, das in der Praxis eine zunehmend wichtige Rolle für viele Ärzte spiele, aufmerksam machen. „Als Zuständige für die Sicherstellung der ambulanten Versorgung müssen wir uns fragen, was wir tun können, damit unser Gesundheitswesen auch diese Menschen besser erreicht“, sagt Thamer. Man müsse herausfinden, wo die Barrieren seien und sie abbauen.
Privatdozentin Dr. Erika Sievers, Referentin für Sozialpädiatrie und Kinder- und Jugendgesundheitsdienst in der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen, hat untersucht, warum die Säuglingssterblichkeit in Nordrhein-Westfalen höher ist als in anderen Bundesländern. Sie geht in ihren Vortrag darauf ein, was dies mit der höheren Zahl bzw. dem Anteil an Zuwanderern zu tun hat. Viele Migrantinnen wissen etwa zu wenig von den Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen, die von den Kassen bezahlt werden. Dazu kommen Sprachprobleme - während der Schwangerschaft, der Geburt und der ersten Zeit danach.
Ein Grußwort kommt von Heike Reinecke, Referatsleiterin im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Im Anschluss gibt es eine Podiumsdiskussion.
Mittwoch, 17 Uhr:
„Das Krankenhaus als multikulturelles Unternehmen. Führung und Management von Diversität"
Mit der Ärzteknappheit steigt auch die Zahl ausländischer Mediziner an deutschen Krankenhäusern. Das gilt besonders für den ländlichen Raum und für Ostdeutschland. In manch einer Klinik arbeiten Ärzte aus 15 Nationen. Das ist zwar eine Bereicherung für die betroffenen Häuser, führt aber in der täglichen Arbeit auch hin und wieder zu sprachlichen und kulturellen Problemen. Wie Krankenhaus-Führungen mit dieser Herausforderung umgehen sollen, ist das Thema dieser Veranstaltung. „Während eine solche kulturelle Diversität in vielen Unternehmen zur Steigerung der Kreativität und des Erfolgs globaler Produkte genutzt wird, kann sie in Routineabläufen z.B. in einem Operationssaal schon mal zu Schwierigkeiten führen", sagt Privatdozent Dr. Dirk Richter, Bereichsleiter Unternehmensentwicklung der Sana Kliniken AG, der die Veranstaltung moderiert. Armin Ehl, Hauptgeschäftsführer der Ärztegewerkschaft Marburger Bund Bundesverband, wird Zahlen und Fakten zur aktuellen Entwicklung präsentieren. Prof. Dr. Henning Saß, Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Aachen, berichtet von grenzüberschreitender Medizin im Projekt „Universitätsmedizin Aachen-Maastricht." Und Prof. Dr. Manfred Becker von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erläutert, wie andere Unternehmen mit der Vielfalt in Belegschaften umgehen. „Daraus können wir vielleicht einiges für die Krankenhäuser lernen", hofft Richter.
Mittwoch, 17 Uhr:
„Effiziente und leistungsfähige Gesundheitsversorgung: Vertragswettbewerb stärken – Effizienzpotenziale nutzen“
Kann unsere Gesundheitsversorgung besser werden und gleichzeitig günstiger? Ja, glaubt Dr. Martin Albrecht, Geschäftsführer Gesundheitspolitik beim IGES Institut, der in das Thema einführt. Vor allem durch konsequentere Wettbewerbsorientierung in allen Bereichen. Mehr Preiswettbewerb zwischen Krankenhäusern - etwa über flexiblere Fallpauschalen - könnten die Effizienz in diesem Sektor steigern. Auch in der ambulanten Versorgung gebe es Effizienzreserven. Die auffällig hohe Rate von Arztbesuchen weise auf Organisations- und Qualitätsprobleme und damit auf Effizienzmängel hin. Zudem erschwere die institutionell bedingte Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung eine integrative und damit effizientere Behandlungsorganisation. Albrecht plädiert für mehr Vertragswettbewerb zwischen Krankenkassen und Leistungsanbietern. Und in der Arzneimittelversorgung „könnten die Entscheidungen über die Höhe von Erstattungen stärker dem Krankenkassenwettbewerb überlassen werden.“
Mit Statements nehmen an der Podiumsdiskussion außerdem Teil: Dr. Wolfgang-Axel Dryden, 2. Vorsitzender, Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, Dr. Michael Dalhoff, Leiter der Unterabteilung Gesundheitsversorgung und Krankenhauswesen, Bundesministerium für Gesundheit, Dr. Rudolf Kösters, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Cornelia Prüfer-Storcks, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg. Moderation: Ulf Fink, Senator a. D., Kongresspräsident.