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Gesundheitskongress des Westens am 10. und 11. März 2020 in Köln
Schließung kleiner Kliniken: Gibt es Alternativen?
Der Protest war gewaltig, als im Juni der Kreistag die Schließung des Marienhospitals im Iserlohner Stadtteil Letmathe auf die Tagesordnung nahm: Zwei Tage vor der Abstimmung übergaben Krankenhausmitarbeiter eine Beschwerde mit 17.647 Unterschriften an Landrat Thomas Gemke. Darüber hinaus hatten sie weitere 3.000 Online-Petenten im Internet mobilisiert. Nicht eben wenig Widerstand, wenn man bedenkt, dass Letmathe gerade einmal rund 25.000 Einwohner hat. Nach einer Schließung des Hospitals sei die „Grundversorgung in der Umgebung stark gefährdet“, erläuterte ein Letmather Lokalpolitiker die Bedenken einer überwältigenden Majorität seiner Mitbürger.
Der Märkische Kreis hat hingegen ermittelt, dass es im Umkreis von 21 Kilometern um das Marienhospital 16 Krankenhäuser gibt. Er verweist auf einen Verlust von 1,8 Millionen Euro, den das Haus im laufenden Jahr machen werde – und anstehende Investitionen von 5,2 Millionen für Brandschutzmaßnahmen, die kaum zu finanzieren seien. Die Einnahmen würden absehbar noch weiter schrumpfen: Immer mehr OPs würden ambulant erfolgen. In der reformierten Notfallversorgung werde die Klinik zudem künftig nicht mehr berücksichtigt, müsse deshalb Abschläge zahlen und werde auf viele der rund 30 Prozent ihrer Patienten verzichten müssen, die bisher als Notfälle aufgenommen würden.
Diese Situation ist typisch für kleine Krankenhäuser in ganz Deutschland. In Nordrhein-Westfalen ist die Situation jedoch aufgrund des starken Überangebots besonders dramatisch. Wo viele Menschen leben, muss es zwar auch viele Krankenhäuser geben, aber vergleicht man NRW und die Niederlande, die beide eine sehr hohe, nahezu identische Bevöl-kerungsdichte haben, dann fällt auf: Die Krankenhausdichte liegt in NRW mehr als dreimal so hoch wie in den Niederlanden.
Dabei sind kleine Krankenhäuser mit der Komplexität und Vielfalt medizinischer Methoden oft überfordert: So sterben beispielsweise bei Herzinfarkten, Herzinsuffizienz, Ischämischen Schlaganfällen oder bei bestimmten Dickdarm-OPs im Schnitt nachweislich mehr Patienten, sofern sie in Kliniken behandelt werden, die pro Jahr weniger als einhundert solcher Fälle aufnehmen. Denn Qualität beruht auch auf Erfahrung und Routine.
Krankenhausexperten sehen allerdings dennoch auch Alternativen zu Schließungen: Eine Untersuchung des RWI hat ergeben, dass kleine Krankenhäuser mit weniger als 150 Betten eine um durchschnittlich 6,2 Prozentpunkte höhere Profitabilität aufweisen, wenn sie hochgradig spezialisiert sind. Bei mittlerer Spezialisierung waren es immerhin noch 3,5 Prozentpunkte Unterschied.
Das Thema „Klinikschließungen: Fehler oder Weitsicht?“ diskutieren auf dem Gesundheitskongress des Westens: Prof. Dr. Boris Augurzky, Leiter des Kompetenzbereichs Gesundheit im RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, Matthias Mohrmann, Mitglied des Vorstandes der AOK Rheinland-Hamburg, Thomas Gemke, Landrat des Märkischen Kreises, PD Dr. Alexander Geissler, Management im Gesundheitswesen, Technische Universität Berlin, Helmut Watzlawik, Abteilungsleiter für Gesundheit, Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, und – als Moderator – Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Mitglied im Sachverständigenrat Gesundheit und Wissenschaftlicher Leiter des Kongresses.
Der Gesundheitskongress des Westens ist der führende Kongress für Gesundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft im Westen Deutschlands. Auch im kommenden Jahr werden wieder rund 1.000 Teilnehmer erwartet – vor allem Klinikmanager, Ärzte, Verantwortliche aus Gesundheitspolitik und -unternehmen, aus Forschung und Wissenschaft sowie der Pflege. Die vierzehnte Auflage der jährlich ausgerichteten Veranstaltung findet wieder im Herzen von Köln, im Gürzenich, statt. Weit über 100 Referenten werden auftreten.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihre Claudia Küng
Claudia Küng
Kongressleitung
Geschäftsführerin
WISO S. E. Consulting GmbH | Nymphenburger Straße 9 | 10825 Berlin
Geschäftsführung:
Dr. Ingrid Völker
Claudia Küng
Fabian Kaufmann
Internet: https://www.wiso-consulting.de/
Sitz / Registergericht: Berlin / AG Charlottenburg. HRB 84520