Pressemitteilung


NRW-Gesundheitsminister Laumann: „Die Situation in der Pflege wird uns um die Ohren fliegen, wenn wir nichts ändern.“

  • Gesundheitskongress des Westens eröffnet: „Lasst uns nachhaltige Strukturen schaffen!“
  • Virologe Prof. Hendrik Streeck: „Wir müssen lernen, mit Grauzonen umzugehen“
  • Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach: „Nachhaltig zu sein oder zu werden - das ist ein gebotener Anspruch, auch in der Gesundheitsversorgung.


Köln
- Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat davor gewarnt, den akuten Fachkräftemangel in der Pflege nicht nachhaltig genug zu verfolgen. „Die Frage des Personals wird in den kommenden Jahren die spannendere Frage sein als die Frage nach der Finanzierung“, so der Minister in seiner Eröffnungsrede beim Gesundheitskongress des Westens (GdW), der ab heute für zwei Tage in Köln stattfindet. An der Personalfrage werde sich die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems orientieren. 

Man werde an „einer anderen Organisation der Pflege“ nicht vorbeikommen. „Das halten wir keine zwei, drei Jahre mehr durch, wenn wir so weitermachen“, so Laumann, „das wird uns um die Ohren fliegen.“ 

Die große Frage vieler Pflegekräfte sei, wie sie die Menschen so gut versorgen könnten, wie sie es gelernt haben, sei nicht gelöst. „Das ist die Frage, die die Pflegeberufe in den nächsten Jahren vorrangig beschäftigen wird.“ Der Minister betonte zudem die Wichtigkeit einer Ausbildungsvergütung für alle nichtakademischen Gesundheitsberufe sowie die Förderung der Arbeitskräftezuwanderung, zum Beispiel durch das NRW-Begrüßungsgeld für Pflegekräfte.  Zudem schlägt Laumann vor, ein Pflegegeld für pflegende Angehörige als Lohnersatzleistung analog zum Elterngeld einzuführen. 

Prof. Dr. Hendrik Streeck. „Wir müssen lernen, mit Grauzonen umzugehen“

Prof. Dr. Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie am Uniklinikum Bonn betonte auf dem Gesundheitskongress angesichts sinkender Corona-Fallzahlen, das Infektionsgeschehen zu unterschätzen. „Nach über zwei Jahren Pandemie haben wir noch nicht gelernt, eigenverantwortlich und souverän mit der Pandemie umzugehen.“ Noch immer gebe es Einflussgrößen auf die Pandemie, die wir nicht kontrollieren können und wahrscheinlich nie kontrollieren werden.“ Vor allem die Saisonalität habe einen großen Einfluss auf die Verbreitung des Corona-Virus.

Sicher könne man sagen, „dass wir durch das Gröbste durch sind“, so Streeck, dennoch sei es sehr wahrscheinlich, dass die Fallzahlen im Herbst und Winter wieder anstiegen werden. „Sich jetzt auszuruhen, ist in meinen Augen genauso falsch, wie so weiterzumachen wie bisher“. Nun gelte es, sich vorzubereiten, auch wenn niemand vorhersehen könne, wie sich das Virus entwickeln wird, so Streeck. „Wir müssen lernen, mit Grauzonen umzugehen.“ Es gebe viel zu tun: Vor allem das anlasslose Testen mit einem Antigentest würde außerhalb von medizinischen Einrichtungen immer weniger Sinn machen, da die Infektion in der frühen Infektionsphase nicht zu erkennen sei. Es müsse wieder der alte Spruch gelten: „Wer sich krank fühlt, soll zuhause bleiben. Dadurch kann man vermutlich genauso gut Infektionsketten unterbrechen.“ Streeck hält zudem eine Antikörperstudie für notwendig, um die Immunität in der Bevölkerung festzustellen.

Prof. Dr. Karl Lauterbach: „Nachhaltig zu sein oder zu werden – das ist ein gebotener Anspruch, auch in der Gesundheitsversorgung“

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD), der seinen Auftritt auf dem GdW wegen einer kurzfristig anberaumten Kabinettsklausur absagen musste, machte in seinem schriftlichen Grußwort deutlich: „Nachhaltig zu sein oder zu werden - das ist ein gebotener Anspruch, auch in der Gesundheitsversorgung. Wie in allen Lebensbereichen gilt: Wenn Nachhaltigkeit nicht nur ein moderner Anstrich sein soll - nach dem Motto: Tapete runter, neue Farbe rauf, fertig - dann wird es komplex. Und es verlangt uns konkret etwas ab. Deshalb ist es gut, die Diskussion darüber voranzubringen und zu handeln. Der Gesundheitskongress des Westens bietet einen vortrefflichen Anlass dafür.“

Der Gesundheitskongress des Westens findet in diesem Jahr unter dem Motto „Lasst uns nachhaltige Strukturen schaffen!“ statt. Das Kongressprogramm rückt zukunftsweisende Themen in den Fokus, um die hochwertige Gesundheitsversorgung für die nachfolgenden Generationen im Sinne von Ressourcenschonung und Green Health zu bewahren.

Der Gesundheitskongress des Westens ist der führende Kongress für Gesundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft im Westen Deutschlands. Die 16.  Auflage der jährlich ausgerichteten Veranstaltung findet wieder im Herzen von Köln, im Gürzenich, statt. Der Kongress wird in diesem Jahr digital und in Präsenz durchgeführt.

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Bildmaterial vom Kongress (frei verwendenbar durch Medien): GdW | Flickr

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