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Gesundheitskongress des Westens am 7. und 8. September 2021 in Köln
Pflegeversicherung als Dauerpflegefall?

Die vom Gesetzgeber jüngst verabschiedete ‚kleine Pflegereform‘ verfügt nicht über eine ausreichende Finanzierungsgrundlage“, warnt Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit. „Für das nächste Jahr zeichnet sich schon jetzt ein Defizit in der Pflegeversicherung von knapp zwei Milliarden Euro ab. Völlig vergessen wurden bei der Novelle zudem etwa zwei Millionen pflegende Angehörige. Sie sind das unverzichtbare Rückgrat der ambulanten Pflege und bekommen nun nicht einen Cent mehr für ihr großes Engagement. Wir brauchen dringend eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung.“ 

Doch nicht nur die Vertreter der Krankenkassen äußern Kritik, auch Vertreter der Pflegefachkräfte sehen noch einige ungelöste Probleme. Dazu gehörten u.a. neben einer nachhaltigen Finanzierung, die Investitionskostenfrage, eine stärker sektorenübergreifende Leistungserbringung sowie eine noch weitreichendere Kompetenzverlagerung hin zu Pflegefachpersonen. In der Reform fehlten zudem klare Aussagen zur vollständigen Umsetzung des Personalbemessungsverfahrens. Insgesamt fehle eben die große Vision.

Auch der Bremer Pflegewissenschaftler Heinz Rothgang ist skeptisch, ob es durch die Reform überhaupt zu einer Entlastung der Pflegebedürftigen kommen werde. Noch immer würden für steigende Kosten die Pflegebedürftigen stärker zur Kasse gebeten als die Pflegeversicherung. Ein weiteres Problem sieht Rothgang darin, dass die Eigenanteile weiter unbegrenzt steigen können. Die vergleichsweise geringen Zuschläge würden sich schon ab 2023 unterm Strich nicht mehr auswirken, sagte Rothgang gegenüber verschiedenen Medien. „Das heißt, die Reform bringt hier systematisch nichts. Es ist bestenfalls eine Zwischenfinanzierung, um zwei Jahre Zeit zu gewinnen."

Es ist also zu erwarten, dass die nächste Bundesregierung das Thema Pflege wieder auf die Tagesordnung setzen muss und wird.  In der Session „Schicksalsfrage Pflegeversicherung: Gestaltungsoptionen für eine nachhaltige Finanzierung“ diskutieren: 

  • Verena Bentele, Präsidentin Sozialverband VdK Deutschland
  • Marko Böttger, Abteilungsleiter Kooperationen betriebliche Pflegezusatzversicherung HanseMerkur Krankenversicherung AG
  • Maria Klein-Schmeink, MdB, gesundheitspolitische Sprecherin Bündnis 90/Die Grünen
  • Prof. Heinz Rothgang, Abteilung Gesundheit, Pflege und Alterssicherung, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Universität Bremen
  • Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender DAK Gesundheit

wie die Pflegeversicherung zukunftssicher aufgestellt werden kann.

Der Gesundheitskongress des Westens wird auch in diesem Jahr als hybrider Kongress ausgerichtet. Zu den Teilnehmern zählen Klinikmanager, Ärzte, Verantwortliche aus Gesundheitspolitik und -unternehmen, aus Forschung und Wissenschaft sowie der Pflege. Die 15. Auflage der jährlich ausgerichteten Veranstaltung findet wieder im Herzen von Köln, im Gürzenich, statt.  
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