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Gesundheitskongress des Westens am 08. und 09. September 2020 in Köln
Bettenberg oder Notfallreserve? Wie verändert Corona die Krankenhausplanung?

Die Corona-Pandemie hat die Sicht auf die vielen Krankenhäuser, die Deutschland im internationalen Vergleich hat, verändert: "Ein Abbau der Versorgungskapazitäten, den uns immer wieder verschiedene politikberatende Stiftungen empfehlen, hätte bei uns im März und April zu gleichen Verhältnissen geführt wie in Spanien und Italien," sagte Klaus Reinhardt, Chef der Bundesärztekammer, kürzlich.

Vor allem die Bertelsmann-Stiftung hatte im vergangenen Jahr Aufsehen erregt, als eine ihrer Studien zu dem Ergebnis kam, die Schließung von mehr als jedem zweiten deutschen Krankenhaus würde die Versorgung verbessern anstatt verschlechtern. Denn die verbleibenden Kliniken hätten mehr Personal und eine bessere Ausstattung.

Die Öffentlichkeit sieht das jedoch anders: Laut einer Umfrage sind 88 Prozent der Deutschen der Ansicht, dass eine Reduktion der Krankenhausinfrastruktur nicht sinnvoll wäre. Längst gibt es Bürgerinitiativen und Petitionen, die für den Erhalt der Kliniken kämpfen.

Der Protest ist auch auf regionaler Ebene groß: Als vor einem Jahr der Kreistag des Märkischen Kreises die Schließung des Iserlohner Marienhospitals auf die Tagesordnung nahm, übergaben Krankenhausmitarbeiter eine Beschwerde mit 17.647 Unterschriften an Landrat Thomas Gemke. Der verweist auf einen Verlust von 1,8 Millionen Euro, den das Haus im laufenden Jahr machen werde – und anstehende Investitionen von 5,2 Millionen für Brandschutzmaßnahmen, die kaum zu finanzieren seien. Mehr noch: Die Einnahmen würden absehbar noch weiter schrumpfen: Immer mehr OPs würden ambulant erfolgen. In der reformierten Notfallversorgung werde die Klinik zudem künftig nicht mehr berücksichtigt, müsse deshalb Abschläge zahlen und werde zudem auf viele der rund 30 Prozent ihrer Patienten verzichten müssen, die bisher als Notfälle aufgenommen würden.

Diese Situation ist typisch für kleine Krankenhäuser in ganz Deutschland, besonders in Nordrhein-Westfalen. Vergleicht man NRW und die Niederlande, die beide eine sehr hohe, nahezu identische Bevölkerungsdichte haben, dann fällt auf: Die Krankenhausdichte liegt in NRW mehr als dreimal so hoch wie in den Niederlanden.

Dabei sind kleine Krankenhäuser mit der Komplexität und Vielfalt medizinischer Methoden oft überfordert: So sterben beispielsweise bei Herzinfarkten, Herzinsuffizienz, Ischämischen Schlaganfällen oder bei bestimmten Dickdarm-OPs im Schnitt nachweislich mehr Patienten, sofern sie in Kliniken behandelt werden, die pro Jahr weniger als einhundert solcher Fälle aufnehmen. Denn Qualität beruht auch auf Erfahrung und Routine.

Krankenhausexperten sehen allerdings dennoch auch Alternativen zu Schließungen: Eine Untersuchung des RWI hat ergeben, dass kleine Krankenhäuser mit weniger als 150 Betten eine um durchschnittlich 6,2 Prozentpunkte höhere Profitabilität aufweisen, wenn sie hochgradig spezialisiert sind.

Das Thema „Bettenberg oder Notfallreserve? Wie verändert Corona die Krankenhausplanung?“ diskutieren auf dem Gesundheitskongress des Westens: Prof. Dr. Boris Augurzky, Leiter des Kompetenzbereichs Gesundheit im RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, Matthias Mohrmann, Mitglied des Vorstandes der AOK Rheinland-Hamburg, Thomas Gemke, Landrat des Märkischen Kreises und – als Moderator – Hermann-Josef Arentz.

Der Gesundheitskongress des Westens ist der führende Kongress für Gesundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft im Westen Deutschlands. Viele namhafte Referenten werden auftreten. Teilnehmer sind vor allem Klinikmanager, Ärzte, Verantwortliche aus Gesundheitspolitik und -unternehmen, aus Forschung und Wissenschaft sowie der Pflege. Die vierzehnte Auflage der jährlich ausgerichteten Veranstaltung findet als hybrides Event statt – als Präsenzveranstaltung im Kölner Kongresszentrum Gürzenich und zugleich online per Live-Streaming.

Buchen Sie Ihr Ticket hier: www.gesundheitskongress-des-westens.de/anmeldung